25 Nov Umfrage: Geriatrische Patient:innen im Rettungsdienst
Der demografische Wandel hat auch spürbare Auswirkungen für den Rettungsdienst. Das hat zur Folge, dass geriatrische Patient*innen immer häufiger und ein geschulter Umgang immer wichtiger werden. In einer Umfrage unter Rettungssanitäter*innen aus Österreich hat der BVRD.at erhoben, wie sie die Situation einschätzen und in welchen Bereichen sie Nachbesserungsbedarf sehen.
Mehr als 2/3 der Patient:innen sind nach subjektiver Einschätzung 65+
Die Befragten schätzen, dass rund 72% der von ihnen betreuten Personen im Rahmen des Rettungsdienstes (oft inkl. Krankentransport) „geriatrisch“, also 65 Jahre oder älter sind.
23% der Befragten geben an, dass sie im Rahmen der Grundausbildung nicht gesondert im Umgang mit geriatrischen Patient*innen geschult wurden, bei weiteren 23% umfasste das das Ausmaß einer solchen Schulung weniger als 2 Stunden. Im Rahmen von Fortbildungen kam das Thema bei 19% der Befragten noch nicht vor, jedoch haben 50% Fortbildungen im Ausmaß von 1-8 Stunden absolviert, das restliche Drittel sogar mehr.
Nach Schulnoten fühlen sich Sanitäter*innen mit 2,7 Notendurchschnitt im Mittel „befriedigend“ gut ausgebildet, 60% fühlen sich sehr sicher oder sicher in der Einschätzung des Gesundheitszustandes und der präklinischen Versorgung von geriatrischen Patient*innen.
Geriatrische Patient*innen werden im Rettungsdienst schlechter versorgtEin erschreckendes Ergebnis der Umfrage ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten angibt, dass geriatrische Patient*innen ihrer Meinung nach schlechtere Versorgungsstandards erfahren, als Jünger.
Als Beispiele werden in erster Linie fehlende Geduld und Bagatellisierung bzw. Beschwerden, die nicht ernst genommen werden, genannt. Aber auch insgesamt wird weniger Kommunikation, mangelnder Respekt vor der Privatsphäre, ungenaue Anamnesen, fehlendes Wissen, die Einstellung, dass es sich „nicht mehr lohnt“ oder das allzu schnelle Abstempeln alter Menschen als dement attestiert.
Eine bessere Betreuung erfahren ältere Personen insofern, als sich Sanitäter*innen manchmal mehr Zeit nehmen, besonders sorgsam und respektvoll sind, auf körperliche Schwächen mehr eingehen, über unkooperatives Verhalten eher hinwegsehen und ihnen viel Aufmerksamkeit entgegenbringen.
Bei einem konkreten Beispiel gibt mehr als die Hälfte der Befragten (54%) an, dass sie selbst schon einmal erlebt haben, dass ein*e geriatrische Patient*in in einer Situation keine Schmerztherapie bekommen hat, wo bei derselben Indikation eine jüngere, fitte Person schmerztherapiert worden wäre.
60% der Befragten haben keine Schulung im Umgang mit Menschen mit Demenz
Obwohl mehr als drei Viertel /77%) der Befragten angeben, dass sie subjektiv wahrnehmen wie die Anzahl der zu versorgenden Menschen mit Demenz im Rettungsdienst zunimmt, geben 60% an, nicht im Umgang mit Menschen mit Demenz geschult worden zu sein.
Alle Befragten würden ein dahingehendes Schulungsangebot wahrnehmen.
Es braucht mehr Aus- und Fortbildung und Praktika zur Versorgung von geriatrischen Patient*innen im Rettungsdienst
Auf die Frage, wie man dem Thema der geriatrischen Patient*innen mehr Interesse und Raum einräumen könnten, wurden in erster Linie die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen, Praktika oder Fallbesprechungen genannt. Auch eine Art Herzensbildung und ein fachkundiger Krankentransport gelten als höchst erstrebenswert, haben doch Einsätze und Transporte mit geriatrischen Patient*innen oftmals auch psychosoziale Komponenten.
Einigkeit besteht jedenfalls darin, dass geriatrische Patient*innen auch im Rettungsdienst immer wichtiger werden, mittlerweile den Großteil der Transporte und Einsätze ausmachen und deshalb der Themenbereich unbedingt entsprechende Beachtung finden soll.
Vielen Dank an alle für die Teilnahme!
Teilgenommen haben 57 haupt- und ehrenamtliche Sanitäter:innen aus unterschiedlichen Rettungsorganisationen und Bundesländern.