Umfrage: Covid-19, Hygiene & Co

Über die Hälfte der Sanitäter:innen hat das An- und Ausziehen von Hygieneschutzsetzs selbst noch nie geübt

Viele Sanitäter:innen fühlen sich subjektiv nicht gut vorbereitet auf die Herausforderungen epidemischer Krisensituationen

Angesichts der aktuellen Herausforderungen rund um den neuen Virus Covid-19 haben wir unsere Mitglieder befragt, wie es um Impfschutz, Hygiene und die Vorbereitung auf epidemische Krisen bei ihnen steht.

Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:

Impfschutz

Impfschutz im Gesundheitswesen ist ein vielschichtiges Thema. Denn es geht dabei nicht nur um die Sicherheit des eigenen Personals und seiner Familien, sondern auch um die Gesundheit der dem System anvertrauten Patient*innen. Es ist schwer nachvollziehbar, weshalb dahingehenden Regelungen, die innerklinisch gelten, präklinisch keine oder nur wenig Bedeutung zugemessen wird.

Laut Impfplan sind die Empfehlungen für den Rettungsdienst und Krankentransport eindeutig: Als „unbdingt erforderlich“ gelten MMR, Varizellen, DiTetPert-Polio, Influenza, Hep. B, Pneumokokken (ab dem 50. Lebensjahr) sowie Meningokokken. Intermediäres Risiko wird Hep. A zugeschrieben.

Welchen Impfschutz Rettungsorganisationen empfehlen oder verlangen und welche davon den Mitarbeiter*innen kostenlos zur Verfügung gestellt werden, ist innerhalb Österreichs höchst unterschiedlich. Laut Rückmeldungen der befragen Sanitäter*innen liegt das Augenmerk fast ausschließlich auf Hepatitis A und B. Der Impfstoff dafür wird bei über drei Viertel der Befragten von ihren Organisationen kostenlos zur Verfügung gestellt.

42 Prozent der Befragten geben an, dass von den Organisationen, für die sie tätig sind, eine MMR Impfung empfohlen oder gefordert wird, kostenlos zur Verfügung steht sie 29 Prozent. Rund 38 Prozent geben an, dass ihre Rettungsorganisation ihnen jährlich eine kostenlose Influenza-Impfung anbietet.

24 Prozent der Befragten wissen nicht, welcher Impfschutz empfohlen wird, 14 Prozent sind nicht informiert, welche Impfungen ihnen durch ihre Rettungsorganisation kostenlos angeboten wird. Bei knapp einem Drittel der Sanitäter*innen wird der verlangte Impfstatus durch die Organisation auch regelmäßig überprüft.

Einige Sanitäter:innen geben an, dass der Impfastatus erst im Zuge von Krankenhauspraktika überprüft wird,

Fahrzeugausstattung

Händedesinfektion (100%) und Infektionsschutzausrüstung (94%) sind in der Fahrzeugausstattung annähernd durchgängig vorhanden, lediglich Hygieneschutzbrillen (84%) sind nicht flächendeckend verbreitet. Vielerorts sind Schutzbrillen Teil der Fahrzeugausstattung, obwohl sie grundsätzlich Teil als Teil der PSA gelten.

Aus- und Fortbildung in Hygiene

Laut Ausbildungsverordnung umfasst der Abschnitt zu „Hygiene“ in der Sanitäterausbildung 2 Stunden. Mancherorts (25%) scheint dieses Ausmaß zwar unterschritten zu werden, immerhin geben aber 19% an, 8 Stunden oder mehr im Bereich Hygiene in der Grundausbildung geschult worden zu sein.

In der Fortbildung scheint das Thema Hygiene ein Randthema für Spezialisten zu sein. Immerhin gibt ein Viertel der Befragten an, sich dazu nicht weiterzubilden, bei zwei Drittel umfasst das Ausmaß der Fortbildung in dem Bereich bis zu 2 Stunden jährlich.

Die von den befragten Sanitäter*innen vergeben Gesamtnote nach dem Schulnotenprinzip für die Qualität der Ausbildung zum Thema Hygiene ist mit 3,7 ein schlechtes Befriedigend. Fast jeder vierte erachtet die Ausbildung als unzureichend.

Auf den Umgang mit Hygieneschutzsets wurden 16,9% nicht geschult, 18,4% theoretisch geschult, bei 22,1% wurde die Handhabung vorgezeigt. Nur 36,8% haben die Verwendung der Sets auch praktisch geübt.

Demnach haben 57,4% der Befragten kein praktisches Training und keine Übung Umgang mit Hygieneschutzsets.

Information

Zwei Drittel der Befragten hatten zum Zeitpunkt der Umfrage (26.2.-4.3.) in Bezug auf Covid-19 ein theoretisches Update zur Hygiene bekommen, praktische Trainings speziell dazu konnten 3 Befragte vorweisen.

77,3% wurden zum Zeitpunkt der Umfrage von ihrer Rettungsorganisation bereits konkret über die Herausforderungen im Zusammenhang mit Covid-19 informiert.

Sicherheit im Umfgang mit infektiösen Patient*innen

Trotz relativ geringer Ausbildung und wenig bzw. keinem Training fühlen sich Österreichs Sanitäter*innen im Umgang mit infektiösen Patienten mit 2,75 als Mittelwert nach Schulnotenprinzip noch eher auf der sicheren Seite. Jeder 10. gibt an, in solchen Situationen „sehr unsicher“ zu sein.

Vorbereitung auf epidemische Krisensituationen

Hier sticht jedoch die Diskrepanz zum Ergebnis der Frage hervor, wie gut vorbereitet sich Sanitäter*innen im Umgang mit epidemischen Krisensituationen durch ihre Rettungsorganisation fühlen: 9%, die sich sehr gut vorbereitet fühlen, stehen 22% gegenüber, die sich als gar nicht vorbereitet einstufen würden.

* zum Zeitpunkt der Umfrage war Covid-19 seitens der WHO noch als Epidemie eingestuft.

Die Kommunikation der Rettungsorganisationen gegenüber den eigenen Mitarbeiter*innen wurde zum Zeitpunt der Umfrage im Mittelmaß als befriedigend bewertet.

Angst vor Ansteckung

Natürlich ist die Gefahr der Ansteckung für Sanitäter*innen allgegenwärtig. Dabei haben sie am meisten Angst, sich im Rettungsdienst mit Norovieren, Multiresistenten Keimen und Influenza anzustecken. Der neuartige Covid-19 Virus kam zum Zeitpunkt der Umfrage erst an 5. Stelle.

Kommentare

Bei den Kommentaren wurde bemängelt, dass oft an den Schnittstellen (Übergabe) Informationen über Risiken nicht adäquat weitergegeben werden. Ebenso fehlt das echte Interesse an Hygienemaßnahmen – sowohl seitens der Deinststellen als auch der Mitarbeiter*innen. Manche der Befragten wünschen sich SOPs. Gelobt wurde vielfach gute Information durch Hygienebeauftragte und der Einsatz von Spezialteams für Hochinfektionstransporte in manchen Bundesländern, die auch regelmäßig geschult und gut vorbereitet sind. Besonders problematisch wird die Aufbereitung der Fahrezuge erachtet (fehlende Evidenz für Wirksamkeit der Maßnahmen) und die Uniform der Mitarbeiter*innen, mit oft mangelnden Vorgaben bei Kontamination und fehlender Möglichkeit zur hygienischen Aufbereitung bzw. Wechsel- oder Mietwäsche (siehe dazu auch die Ergebnisse der Umfrage „2 von 3 Sanitätern waschen ihre Uniform zuhause„)

An der Umfrage teilgenommen haben 136 Sanitäter*innen aus allen Bundesländern Österreichs und allen anerkannten Rettungsorganisationen.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei der Erhebung lediglich um ein punktuelles STIMMUNGSBILD zum Thema handelt, das zu einem sehr frühen Zeitpunkt der aktuellen Covid-19 Krise erhoben wurde (Befragungszeitraum 26.2. bis 4.3.2020). Die Befragung erfolgte unter den Mitgliedern des BVRD.at per online-Fragebogen und unterliegt keiner statistischen Überprüfung.

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