Think Tank in Linz

Think Tank in Linz

Mit einem spannenden Abend im Zeichen der Zukunft des Rettungsdienstes brachte der jüngste Think Tank des BVRD.at wieder hochkarätige Impulse, kontroverse Diskussionen und wertvolle Vernetzung. Rund um drei Vorträge wurde deutlich: Der Weg zu einem modernen, patientenzentrierten Rettungsdienst braucht mutige Schritte – und Lernbereitschaft aus der Vergangenheit und über Landesgrenzen hinweg.


Von der Eminenz zur Evidenz

Der erfahrene Notfallmediziner Gerhard Prause aus Graz kritisierte deutlich den Reformstau in der präklinischen Versorgung: Bereits vor 45 Jahren waren die Trennung von RTW und KTW gefordert, sowie eine fundierte Ausbildung für Sanitäter:innen – bis heute ungelöste Themen. Mit der Aussage „Eigentlich sind in Österreich die Notärzte die Sanitäter“ stellte er den Status quo auf den Prüfstand und plädierte für eine fundiertere und tiefere klinische Ausbildung und weniger, dafür besser spezialisierte Einsatzkräfte. Das Ziel: Weniger „Kochbuchmedizin“, mehr echtes Verständnis.


Von Deutschlands Fehlern lernen

Der Notfallsanitäter und Offshore-Teamleiter Michael Stanley vom DBRD zeigte eindrücklich, welche Fallstricke in der deutschen Reformgeschichte liegen.
Seine Learnings: Übergangsregelungen müssen anspruchsvoll bleiben – wer etwas darf, sollte es auch wirklich können. Die Anzahl an NEFs stieg trotz neuer Kompetenzen – ein Warnsignal einer fehlgeleiteten Entwicklung: „In Deutschland schauen teilweise Notfallsanitäter den Notärzten dabei zu, wie sie ihren Job machen.“
Sein Appell: Patient:innen ins Zentrum stellen, Eigenverantwortung stärken und ein eigenständiges Berufsverständnis etablieren. In Richtung Ärzteschaft meint er: „Wir brauchen Teampartner, keine Erziehungsberechtigten.“


Bedside Labs im Rettungsdienst?

Zum Abschluss gaben Ricky Hirscher und Linda Müllner von der Axon Lab AG einen Einblick in die Anwendungsmöglichkeiten des EPOC NXS Point-of-Care-Systems. Die zentrale Frage: Welche Laborwerte machen in der präklinischen Phase wirklich Sinn – und wo liegen die Grenzen des Systems? Eine spannende Diskussion zu Nutzen, Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit – mit der Möglichkeit, die Systeme vor Ort zu testen.


Die Think Tanks des BVRD.at bleiben ein wichtiges Format für alle, die Rettungsdienst weiterdenken wollen – mit Praxisnähe, Tiefgang und Dialog auf Augenhöhe. Wir bedanken uns bei allen Vortragenden und Teilnehmenden und bei der Firma HABEL Medizintechnik für die Kostenübernahme der Verpflegung.