Pressekonferenz: Rettungsdienst mit Zukunft – Allianz für eine grundlegende Reform des Sanitätergesetzes

Pressekonferenz: Rettungsdienst mit Zukunft – Allianz für eine grundlegende Reform des Sanitätergesetzes

Aktuelle Situation 

Wien 17.04.2023 »Zur Sicherstellung eines hochwertigen Rettungsdienstes in Österreich benötigen wir dringend und rasch eine grundlegende Reform des Sanitätergesetzes. Mit dem neuen Positionspapier „Zukunft Rettungsdienst“ zeigt der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) aktuelle wie zukünftige Herausforderungen auf und bietet attraktive und konstruktive Lösungen an, wie der Rettungsdienst den wachsenden Anforderungen an das Gesundheitssystem nachkommen und internationalen Standards gerecht werden kann,« erklärt Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at. In völlig neuen Denkansätzen werden Perspektiven für Sanitäter:innen mit zahlreichen Einsatzgebieten eröffnet – vom First Responder bis hin zur hochwertig ausgebildeten Rettungsdienst-Fachkraft – samt Durchlässigkeiten in andere Gesundheitsbereiche. In der Betrachtungsweise stehen dabei stets die Patient:innen im Mittelpunkt.

Diese Positionen werden auch von der »Sektion Notfallmedizin« der ÖGARI unterstützt.

»Wir von der Sektion Notfallmedizin der ÖGARI haben auf die aktuelle Situation der Notfallmedizin bereits ebenso mehrfach hingewiesen und unterstützen die Aussagen des Positionspapiers des Bundesverbandes Rettungsdienst. In der Publikation zum Einsatz von Notärzt:innen hat dies die ÖGARI zum Ausdruck gebracht. Wir sehen die absolute Notwendigkeit zur Verlängerung und Vertiefung des Ausbildungsumfangs, der vor allem die klinischen und praktischen Kompetenzen von (Notfall-) Sanitäter:innen stärken muss.« erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Helmut TrimmelMSc (Sektion Notfallmedizin der ÖGARI). 

»In einem partizipativen Prozess ist es uns in unzähligen Diskussionen, Recherchen und Gesprächen gelungen, die vielfältigen Systeme, Sichtweisen und unterschiedlichen Herangehensweisen zum Rettungsdienst aufzuarbeiten, mit Fakten zu untermauern und zu verdichten«, blickt Florian Zahorka, BA, MA, Wissenschafter an der FH St. Pölten und in Zürich auf einen über zweijährigen Prozess zurück, aus dem das Positionspapier entstanden ist. 


Clemens Kaltenberger

Grundlegende Reform des Sanitätergesetzes dringend notwendig

Das neue Positionspapier des BVRD.at gewährt weitreichende Einblicke in die gegenwärtige Situation sowie in zukünftige Anforderungen an den Rettungsdienst in Österreich. Unmissverständlich wird dargelegt, dass eine grundlegende Reform des Sanitätergesetzes sowie die Einführung eines flächendeckenden Qualitätssicherungssystems für ganz Österreich unerlässlich sind, um den kommenden Herausforderungen gewachsen zu sein und eine qualitativ hochwertige Weiterentwicklung im Rettungsdienst sicherzustellen. Der BVRD.at setzt sich deshalb mit Nachdruck für eine zukunftsfähige Ausbildung der Sanitäter:innen ein und fordert eine konsequente Umsetzung der notwendigen Reformen.

„Nach zahlreichen Sondierungsgesprächen, die oft unter einem Siegel der Verschwiegenheit stattfanden, bestätigt sich die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Sanitäter:innen-Ausbildung. Wir handeln nicht aus Eigeninteresse, sondern als Sprachrohr für all jene, die gemeinsam mit uns die Dringlichkeit der Situation erkennen und positive Veränderungen im Rettungswesen vorantreiben wollen. Es ist an der Zeit, das Tätigkeitsspektrum der Sanitäter:innen an die gestiegenen medizinischen Anforderungen anzupassen und die Ausbildung an internationale Standards anzugleichen. Nur so können wir auch in Zukunft eine optimale Versorgung im Notfall gewährleisten,“ erläutert Clemens Kaltenberger die Hintergründe und unterstreicht die historische Bedeutung der Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesioloigie, Reanimation und Intensivmedizin.

Sanitäter:innen kommt eine Schlüsselqualifikation im Gesundheitswesen zu

Der demografische Wandel, veränderte Einsatzindikationen, ein steigendes Fahrtenaufkommen, lange Wartezeiten in Notfallambulanzen, eine Über- und Fehlbeanspruchung von Rettungsmitteln, ein drohender Personalmangel aufgrund rückläufiger Zivildienerzahlen und Veränderungen im Engagement Freiwilliger, eine steigende Erwartungshaltung an Rettungskräfte und neue technologische Möglichkeiten – die Herausforderungen an den Rettungsdienst der Zukunft sind vielfältig und komplex. Sie haben unmittelbare Auswirkungen auf die Qualität und Effizienz der rettungsdienstlichen Versorgung und können im schlimmsten Fall sogar Leben kosten. Deshalb ist es notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um den Rettungsdienst in Österreich zukunftsfähig zu machen und eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen.

Sanitäter:innen kommt dabei eine Schlüsselqualifikation zu. Durch eine Professionalisierung und verbesserte Ausbildung wird nicht nur die Qualität in der Versorgung von Notfallpatient:innen langfristig gesichert. Eine eigenverantwortliche Versorgung weniger dringlicher medizinischer Anliegen durch hochwertig ausgebildete Sanitäter:innen bzw. die Verbringung in oder Vermittlung an geeignete Gesundheitseinrichtungen sollen auch dafür sorgen, dass unnötige Notarzteinsätze reduziert und Notfallaufnahmen entlastet werden. Mit einer Aufwertung der Notfallsanitäter:innen in die gehobenen Gesundheitsberufe ist zudem eine Durchlässigkeit in andere Tätigkeitsbereiche und Gesundheitsberufe gesichert und es ergeben sich neue, attraktive Beschäftigungs- und Einsatzmöglichkeiten. Mit diesen Perspektiven entsteht eine Brücke hin zum ohnedies dringend gesuchten Personal im Gesundheitswesen.

Das Berufsbild „Sanitäter:in“ neu denken

Als Antwort auf die Vielzahl an Anforderungen hat der BVRD.at ein Ausbildungskonzept skizziert, das den vielfältigen Ansprüchen gerecht wird und den gesamten Tätigkeitsbereich qualitativ aufwertet. Dies ermöglicht es, den Rettungsdienst von morgen einerseits noch attraktiver für Freiwillige und Zivildiener zu gestalten und andererseits neue berufliche Perspektiven zu eröffnen. Das dient keinem Selbstzweck, sondern stellt konsequent das Wohl und die Bedürfnisse der Patient:innen in den Mittelpunkt, die von einer qualitativ hochwertigen Ausbildung der Sanitäter:innen profitieren.

„Wir müssen den Mut haben, das Berufsbild des Sanitäters völlig neu zu denken und uns vom Transportdienstleister hin zu einem gehobenen Gesundheitsberuf weiterentwickeln,“ zeigt sich Clemens Kaltenberger überzeugt.

Das Ausbildungskonzept des BVRD.at sieht einen niederschwelligen Einstieg in den Bereich des Zivilschutzes vor. Durch eine geringfügige Erweiterung der derzeitigen Rettungssanitäter:innen-Ausbildung wird sichergestellt, dass Zivildiener und Freiwillige nicht nur im qualifizierten Krankentransport, sondern auch als First Responder, bei Ambulanzdiensten und assistierenden Tätigkeiten in der Notfallrettung tätig werden können. Die Aufwertung der Ausbildung trägt zur Attraktivierung und Wertschätzung der Arbeit künftiger Rettungssanitäter:innen bei.

Eine maßgebliche Neuerung stellt die dreijährige Ausbildung zum/zur diplomierten Notfallsanitäter:in dar (180 ECTS). Hier entsteht ein neues Berufsbild von Rettungsdienst-Expert:innen, die eigenverantwortlich agieren – bis zu dem Punkt, wo notärztliche Kompetenz erfordert ist. Dadurch wird die aktuell bestehende Versorgungslücke geschlossen und die wertvolle Ressource der Notärzt:innen bleibt für jene Notfälle erhalten, in denen sie wirklich benötigt wird. Denn Auswertungen zeigen, dass aktuell 50-70% der Notarzteinsätze vermeidbar wären, weil keine berechtigten Indikationen vorliegen.

Zusätzlich eröffnen sich mit dem neuen Modell für Notfallsanitäter:innen weitere Tätigkeitsbereiche wie die Tätigkeit in Notaufnahmen, Primärversorgungszentren, Industriebetrieben oder in der mobilen, bevölkerungsnahen Versorgung, beispielsweise in der Form von Gemeindenotfallsanitäter:innen.

Wesentliches Kriterium für diese Ausbildung ist eine Zugangsmöglichkeit ohne allgemeine Hochschulreife (Matura). Die Reform des Universitätsgesetzes eröffnet dafür die Möglichkeiten. Mit dem Abschluss eines ordentlichen Hochschulstudiums stehen den Absolvent:innen weiterführende Studiengänge offen, womit sich neue Karrierewege auftun und Mitarbeiter:innen dem Gesundheitssystem langfristig erhalten bleiben.

„Uns geht es um die Aufwertung der Sanitäter:innen in allen Bereichen. Wir bekommen einzigartige Einblicke – von den Lebensbereichen der Menschen bis hin zu unterschiedlichsten Gesundheits- und Betreuungssituationen – und können mit der entsprechenden Ausbildung viel mehr zur Gesundheit der Menschen beitragen, als uns aktuell zugetraut wird. Im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft ist es dringend notwendig, dieses Know-how zu nutzen und dieses enorme Potenzial zu heben,“ erläutert Clemens Kaltenberger.

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Die Kernforderungen des BVRD.at:

  • Umfassende Ausbildungsreform samt Schaffung eines neuen Berufsbilds des/der diplomierten Notfallsanitäter:in mit einer dreijährigen Ausbildung (180 ECTS)
  • Flächendeckende, bundeseinheitliche Versorgungsstandards samt Monitoring und Qualitätssicherungssystem für den Rettungsdienst in Österreich
  • Forschung in den Bereichen Versorgung, Qualität und Weiterentwicklung im Rettungsdienst (Rettungswissenschaften)

Das Positionspapier »Zukunft Rettungsdienst: Quo vadis, Berufsbild?« des BVRD.at ist aus einem partizipativen Prozess unter Mitwirkung zahlreicher Sanitäter:innen im Rahmen des Online-Forums „Zukunft Rettungsdienst“ hervorgegangen https://www.bvrd.at/positionspapier


Prim. Univ.-Prof. Dr. Helmut Trimmel MSc

ÖGARI: Einheitliche Struktur für Notfallversorgung ist unerlässlich!

Wien, 17.04 2023 »Wir als ÖGARI sprechen uns sowohl für eine Verlängerung als auch eine Vertiefung des Ausbildungsumfangs für Sanitäter:innen aus. Es geht vor allem um eine Stärkung von klinischen und praktischen Kompetenzen. Tatsächlich ist es so, dass die ÖGARI, als Fachgesellschaft der österreichischen Anästhesisten und Intensivmediziner – seit vielen Jahrzehnten die Majorität der Notärzt:innen in Österreich – sehr gerne für diesen Prozess der Weiterentwicklung als Partner zur Verfügung steht.« bestätigt der Leiter der Sektion Notfallmedizin der ÖGARI, Primar Professor Dr. Helmut Trimmel, MSc, Leiter der Abteilung für Anästhesie, Notfall- und Allgemeine Intensivmedizin Landesklinikum Wiener Neustadt und langjährig erfahrener Flugrettungsarzt.

Mit einer neu strukturierten Ausbildung würden nicht nur die Kompetenzen und die Notfallversorgung durch die österreichischen Rettungsdienste verbessert werden, sondern man könnte dadurch auch das österreichische Gesundheitswesen langfristig entlasten. 

Die Position der ÖGARI liegt klar auf der Hand.

Das Interesse der Patient:innen ist in den Mittelpunkt zu stellen: nicht die Diskussion über einzelne technische Fertigkeiten, sondern die Erarbeitung einer Basis für ein mehrstufiges, an Versorgungsnotwendigkeiten orientiertes, umfassendes Ausbildungskonzept wird uns diesem Ziel näherbringen. Die im Positionspapier des BVRD vorgeschlagene Struktur nimmt auch auf die österreichische Besonderheit eines aktuell überwiegend auf Ehrenamtlichkeit beruhenden Rettungsdienstes Bezug. Ohne Zweifel werden hier in Zukunft Anpassungen notwendig sein, um im europäischen Umfeld weiter bestehen zu können. Der vorgeschlagene Weg bietet daher auch aus Sicht der ÖGARI eine qualifizierte Diskussionsgrundlage.

»Die entsprechenden Entwicklungsnotwendigkeiten haben wir als ÖGARI in unserem Positionspapier zu den »Indikationen für den Notarzteinsatz« bereits im Herbst 2022 zusammengefasst. Wir Notfallmedizinerinnen und Notfallmediziner in der ÖGARI fordern darin u.a. einen bundeseinheitlichen Katalog, anhand dessen über den Einsatz von Notärztinnen und Notärzten entschieden werden soll. Zudem braucht es eine einheitliche Dokumentation der Einsätze als Basis des Qualitätsmanagements. Und vor allem braucht es eine verbesserte Ausbildung der Rettungs- und Notfallsanitäter sowie des Personals an den Rettungsleitstellen, wo die Notrufe eingehen. Sanitäter: innen sind unverzichtbare Partner:innen für uns Notärztinnen und Notärzte.«, führt der Leiter der Sektion Notfallmedizin der ÖGARI, Primar Professor Dr. Helmut Trimmel, MSc, aus.

Dringenden Reformbedarf sieht Professor Trimmel daher in der Definition des Berufsbildes bzw. -schutzes für Rettungs- und Notfallsanitäter, der Etablierung eines organisationsunabhängigen Ärztlichen Leiters Rettungsdienst, die Schaffung eines bundeseinheitlichen Dokumentationsstandards, sowie in der Förderung von unterstützenden Systemen der prähospitalen Versorgung wie den Telenotarzt, aber auch First Responder Systemen.

In diesem Zusammenhang lauten die 3 Kernforderungen der ÖGARI:

  1. Schaffung gesetzlicher Grundlagen und Finanzierung einer quantitativ und qualitativ verbesserten Ausbildung der Rettungs- und Notfallsanitäter:innen und des Leitstellenpersonals.
  • Implementierung (und kontinuierliche Weiterentwicklung) eines bundeseinheitlichen, verbindlichen Indikationskatalogs zum Notarzteinsatz.
  • Implementierung einer abgestuften und qualifizierten prähospitalen Versorgungsstruktur durch mobile Dienste, ärztlichen Bereitschaftsdienst sowie Rettungs- und Notarztdienst nach bundeseinheitlicher Vorgabeunter Zusammenarbeit aller Stakeholder des Gesundheitswesens.

Das ÖGARI Positionspapier »Indikationen für den Notarzteinsatz« haben namhafte ärztliche Expert:innen der ÖGARI sowie der Rettungsorganisationen und Leitstellen unterzeichnet:  https://www.oegari.at/web_files/cms_daten/oegari-positionspapier_notfalleinsatz_suppl_16-09-2022-final.pdf


Florian Zahorka, BA, MA

Gesellschaftliche Veränderungen treffen den Rettungsdienst

Weitreichende gesellschaftliche Veränderungen erfassen das Gesundheitswesen in allen Bereichen. Besonders Rettungsdienste merken die Auswirkungen einer Alters- und Wohlstandsgesellschaft in der deutlichen Zunahme an Fahrten, auch zu Patient:innen mit Versorgungsproblemen und psychosozialem Unterstützungsbedarf. Denn obgleich die Altersgruppe der über-60-Jährigen den überwiegenden Teil des Fahrtenaufkommens ausmacht, so stellen Einsätze zu Patient:innen mit psychosozialen Problemstellungen wie Einsamkeit, Wohnungslosigkeit, Gewalt, Substanzmissbrauch, aber auch mit der Pflege überforderte Angehörige, ein mangelhafter Umgang mit eigenen niederschwelligen Gesundheitsproblemen, sowie der Wegfall niedergelassener Versorgungseinrichtungen zu Randzeiten einer großen Herausforderung dar. 

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Demografische Entwicklung der über-60-Jährigen versus Zivildiener

Neue Versorgungskonzepte sind notwendig, um die Notfallversorgung sicherzustellen

Die dargestellten Veränderungen haben gravierende Auswirkungen auf die Sicherstellung der rettungsdienstlichen Versorgung. Denn einerseits gibt es mangels Ausbildungsumfang und aufgrund struktureller und ökonomischer Rahmenbedingungen derzeit kaum nachhaltige alternative Ansätze außerhalb der klassischen Transportlogik in ein Krankenhaus. Fehlende Verknüpfungen zu Einrichtungen der niedergelassenen Akutversorgung führen zu einer Zentralisierung und Überlastung von Spitalsambulanzen. Andererseits ist die gegenwärtige Ausbildung im Rettungsdienst nach wie vor zutiefst von einer Notfalllogik mit eng gefassten Krankheitsbildern geprägt, denen die Rettungsdienstliche Realität heute teils deutlich entgegensteht. Als sichtbare Beispiel dieses Trends gelten z.B. saisonal überfüllte Notaufnahmen, wo bereits jetzt versucht wird, mit vorgelagerten Allgemeinarztpraxen entgegenzuwirken. 

Das Potential des Rettungsdienstes für eine gesicherte Gesundheitsversorgung wird drastisch unterschätzt

Sanitäter:innen können, wenn sie umfassend ausgebildet und zielgerichtet eingesetzt werden, einen maßgeblichen Beitrag in der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung leisten, indem sie eine wichtige Clearing- und Steuerungsfunktion durch die verschiedenen Stufen des Gesundheitssystems übernehmen. Beispiele aus dem In- und Ausland zeigen, welche positiven Beiträge Gemeindenotfallsanitäter, Acute Community Nurses, Community Response Teams und Akutsozialarbeit in der Verschränkung von Gesundheits- und Sozialdiensten leisten.

Österreich muss im Rettungsdienst international aufschließen

Im europäischen Vergleich fällt Österreich durch ein Alleinstellungsmerkmal auf – allerdings im negativen Sinne. Die Ausbildungsdauer sowohl für die höchste (NFS-NKI  – 980 Stunden) als auch für die niedrigste (RS  – 260 Stunden) Ausbildungsstufe ist im internationalen Vergleich besonders kurz.

Es gibt Hinweise darauf, dass gerade die kurze Ausbildungsdauer, geringe Entwicklungsmöglichkeiten und eine fehlende Anerkennung die Verweildauer im Beruf deutlich verkürzen. Im Gegensatz dazu sind drei Jahre Ausbildungsdauer in nahezu ganz Europa Standard und eigenständige Studiengänge sowie spezialisierte Lehrstühle und Ressourcen für Rettungswissenschaften sind an vielen anderen Orten schon seit Jahren etabliert. All diese Entwicklungen haben das Ziel, die Versorgung von Patient:innen zu verbessern und sicherzustellen, dass professionelle Hilfe rund um die Uhr verfügbar ist.

Beteiligung von Sanitäter:innen im Veränderungsprozess als Voraussetzung

Längst überfällig ist ein grundlegender Kulturwandel im österreichischen Rettungswesen hin zu mehr echten Beteiligungsmöglichkeiten und weg von starren Hierarchien. Sanitäter:innen, die sich mit ihrem Berufsbild identifizieren, sind motiviert, täglich eine qualitativ hochwertige Versorgung zu leisten, Innovationen einzuführen und langfristig im Feld zu bleiben. Aktuell versuchen viele Rettungsdienste, die zahlreichen Abgänge zu kompensieren und den enormen Ausbildungsbedarf von Zivildienern (~6.000/Jahr) zu decken.Es ist höchste Zeit für Sanitäter:innen in Österreich, den Entwicklungsschritt von der fremdbestimmten und angelernten Hilfskraft zur eigenständigen Berufsgruppe zu vollziehen. Ein neues Berufsbild für Sanitäter:innen anerkennt ihre täglichen Leistungen, wird ihrer Verantwortung gegenüber Patient:innen gerecht und hebt sie in die Gruppe der gehobenen Gesundheitsberufe.