Auszeichnung für außergewöhnliche Verdienste um das Rettungswesen im Parlament verliehen
© Parlamentsdirektion / Thomas Topf: Die Gewinner:innen des Camillo Award 2024 mit den Pat:innen und Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka im Nationalratssaal des Österreichischen Parlaments.
Bereits zum fünften Mal wurde gestern Abend im Parlament der Camillo Award verliehen, um herausragende Leistungen im Bereich des Rettungsdienstes zu würdigen. Auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka setzen das Parlament und der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) damit ein starkes Zeichen für die Anerkennung und Weiterentwicklung der präklinischen Notfallversorgung in Österreich.
In seinen Eröffnungsworten betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, dass der Rettungsdienst – gleich, ob freiwillig oder beruflich – demonstriere, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Österreich funktioniere. Trotz aller krisenhafter Entwicklungen, könne dies Mut machen.
Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at und Initiator des Awards, freute sich, dass der Award bereits seit fünf Jahren verliehen wird und plädierte für das Vorantreiben der Sanitätergesetz-Reform – auch unter einer neuen Bundesregierung. Claudia Schwarz, Vorstandsmitglied des BVRD.at, die BVRD.at-Präsident Erwin Feichtelbauer vertrat, zeigte sich beeindruckt von den zahlreichen Einreichungen. Diese zeugten vom „Spirit und der Innovationskraft“, die im österreichischen Rettungsdient steckten. Schwarz kündigte zudem die Einrichtung eines „Sanitäter-Fonds“ für in Not geratene Rettungshelfer:innen an.
Helmut Trimmel von der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) ging in seiner Keynote „Rettungsdienst 2030“ auf die Zukunftsperspektiven für die präklinische Versorgung ein. Er berichtete von einer kontinuierlich steigenden Einsatzhäufigkeit, die unter anderem mit demographischen Entwicklungen (Alterung der Gesellschaft) aber auch mit einer schwindenden Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zusammenhänge. Auch er sprach sich für die Umsetzung einer Reform des Sanitätergesetzes aus, die insbesondere bei einer Verbesserung der Ausbildung ansetzen müsse. So könne etwa dem in den letzten Jahren „ausufernden Bedarf“ an notärztlichen Einsätzen entgegengewirkt und auch die Notaufnahmen entlastet werden.
Geschäftsführerin den Roten Kreuzes Innsbruck und Nationalratsabgeordnete Alexandra Tanda gewährte als Jury-Mitglied einen Blick hinter die Kulissen des Entscheidungsprozesses für die Verleihung des Camillo Awards. Dabei wählte ein 17-köpfiges Gremium bestehend aus Vertreter:innen anerkannter Rettungsorganisationen und der Kooperationspartner aus insgesamt 93 eingegangenen Nominierungen in einem anonymisierten Verfahren die Preisträger aus. Zu den Nominierungskriterien zählten unter anderem ein herausragendes Engagement für die qualitative Verbesserung im Rettungsdienst, die Umsetzung eines originellen Projekts in diesem Sinne und ein vorbildlicher Umgang im beruflichen Umfeld.
So erhielt Stefan Schwarz vom Samariterbund Alkoven (Oberösterreich) den Camillo Award in der Kategorie „Herausragende Leistungen“ für die Entwicklung von Erste-Hilfe-Kursen, speziell für Menschen mit Beeinträchtigungen. In derselben Kategorie wurde Benjamin Matlschweiger vom Roten Kreuz Liezen (Steiermark) geehrt. Er verkürzte als Gemeinde-First-Responder durch sein „unermüdliches Engagement“ die Hilfsfrist in seiner Heimat, wo Notarzt- und Rettungsdienste aufgrund der geografischen Lage oft lange Anfahrtswege zurückzulegen haben.
In der Kategorie „Innovation & Nachhaltigkeit“ reüssierten Maximilian Moser und Oliver Faerber vom Roten Kreuz Linz sowie Erik Bolldof und sein Team von den Maltesern Wien (Verein Lebensretter). Moser und Faerber haben mit der „mobilen Führungsunterstützung“ eine spezialisierte Einheit geschaffen, die Einsatzleiter:innen durch die Übernahme von Aufgaben wie Dokumentation und Kommunikation bei komplexen Einsätzen entlastet. Bolldorf entwickelte mit seinem Team die „Lebensretter-App“, durch die im Falle eines Kreislaufstillstands fachkundige Personen in der Nähe alarmiert werden, um sofortige Reanimationsmaßnahmen noch vor Eintreffen der Rettungskräfte zu ermöglichen. Die App wurde erfolgreich in ganz Österreich etabliert und zahlreiche Leben konnten dadurch bereits gerettet werden.
Der Verein Artemis in Oberösterreich rund um Andreas Wimmer engagiert sich mit praxisnahen Szenarientrainings und Fachvorträge für die hochwertige Aus- und Weiterbildung von Sanitäter:innen, Pfleger:innen und Ärzt:innen. Er erhielt den Camillo-Award in der Kategorie „Ausbildungskonzept“.
Ebenfalls im Ausbildungsbereich wirkt der Preisträger in der Kategorie „Leadership & Management“. Daniel Lieb ist hauptverantwortlich für die Einführung der Rettungssanitäter-Ausbildung an der HBLW Wels (Oberösterreich) im Schwerpunkt „Medicine.Human.Science“. Jährlich können so mindestens 15 Schüler:innen ihre Leidenschaft für die Präklinik entdecken und gleichzeitig ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen vertiefen.
Geehrt wurde auch der Keynote-Speaker des Abends, Helmut Trimmel, in der Kategorie „Support“. Ob in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der ÖGARI, als Primar der Anästhesie am Landesklinikum Wiener Neustadt, oder als Notarzt in der Luft und am Boden, setzt er sich seit Jahren für die Weiterentwicklung des österreichischen Notfall- und Rettungswesens ein. So treibt er etwa die Reform des Sanitätergesetzes voran, um Ausbildung und Arbeitsbedingungen in diesem Bereich nachhaltig zu verbessern.
Die Auszeichnung in der Kategorie „Polizei“ erhielt Gruppeninspektor Markus Brandstetter. Er ist als Landessanitätskoordinator und Verantwortlicher für die taktische Sanitätsausbildung der Schnellen Interventionsgruppen (SIG) für die Schulung zahlreicher Polizist:innen zuständig.
In der Kategorie „Bundesheer“ wurde Offiziersstellvertreter Christian Philippitsch ausgezeichnet, der sich speziell um die erweiterte Selbst- und Kameradenhilfe verdient gemacht hat. Als diplomierter Krankenpfleger und Notfallsanitäter mit langjähriger Erfahrung im In- und Ausland bildet er Soldat:innen speziell auf deren Einsätze abgestimmt in Erste-Hilfe-Maßnahmen aus.
Der diesjährige Sonderpreis ging an Patrick Leberbauer, Daniel Gugler und Michael Placho, die den internationalen notfallmedizinischen Wettbewerb „ride and rescue“ neu belebt und organisiert haben. Die teilnehmenden Teams werden dabei herausgefordert, einen Tag lang mit dem Fahrrad verschiedene Einsatzszenarien zu bewältigen, wobei sowohl fachliches Wissen als auch körperliche Belastbarkeit gefragt sind. Zusätzlich sind die Preisträger intensiv am Telefonarzt-Projekt beteiligt, das auf eine nachhaltige Qualitätssteigerung der österreichischen Notfallversorgung abzielt.
Fotocredits: © Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Stefan Schwarz
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Michael Grabner von Laerdal
Benjamin Matlschweiger
Verkürzung der Hilfsfrist
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Stefan Naber
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Stefan Koloszar von Koloszar Medizintechnik
Lebensretter
Verein Lebensretter, Malteser, Wien
Das Team der Lebensretter-App um Erik Bolldorf entwickelte eine Plattform, die organisations- und kompetenzübergreifend schnelle Hilfe bei einem Kreislaufstillstand ermöglicht. Über das App werden fachkundige Personen in der Nähe alarmiert, um bis zum Eintreffen der Rettungskräfte hochwertige Reanimationsmaßnahmen durchzuführen. Dank des unermüdlichen Einsatzes des Teams und der Zusammenarbeit mit zahlreichen Organisationen wurde die App erfolgreich österreichweit etabliert. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer konnten auf diese Weise bereits in ihrer unmittelbaren Umgebung Leben retten.
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Andreas Fromm von Skillqube
Artemis
Hochwertige Aus- und Weiterbildungen
organisationsübergreifend, Oberösterreich
Der Verein Artemis engagiert sich für die hochwertige Aus- und Weiterbildung im Notfallsektor. Ob Sanitäterin, Pfleger oder Ärztin – um im Ernstfall richtig zu handeln, braucht es fundierte Ausbildung und realitätsnahe Trainings. Genau darauf hat sich das Team rund um Andreas Wimmer spezialisiert. Seit der Gründung 2021 profitieren zahlreiche Rettungskräfte von praxisnahen Szenarientrainings und Fachvorträgen, die von Artemis organisiert und durchgeführt werden.
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Der Preis wurde übergeben von Marcel Kohl-Peterke von der HYPO OÖ
Daniel Lieb
Medicine Human Science
Rotes Kreuz Wels, HBLW-Wels, Oberösterreich
Daniel Lieb ist federführend bei der Implementierung der Rettungssanitäterinnen-Ausbildung an der HBLW Wels im Schwerpunkt ‚Medicine.Human.Science‘. Die Ausbildungsinhalte werden über drei Jahre vermittelt, was eine nachhaltige und stressfreie Lernumgebung ermöglicht. Jährlich können mindestens 15 Schülerinnen und Schüler
ihre Leidenschaft für die Präklinik entdecken und gleichzeitig ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen vertiefen.
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Michael Ogertschnig von der Universität für Weiterbildung
Helmut Trimmel
Weiterentwicklung im Rettungswesen
Helmut Trimmel engagiert sich seit Jahren als Notfallmediziner für die Weiterentwicklung des österreichischen Notfall- und Rettungswesens. Ob in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin, als Primar der Anästhesie im Landesklinikum Wiener Neustadt, oder als Notarzt in der Luft und am Boden – Helmut Trimmel scheut nicht davor zurück, Missstände anzusprechen und Lösungswege aufzuzeigen. Er treibt die Reform des Sanitätergesetzes aktiv voran, um die Ausbildung und Arbeitsbedingungen der Sanitäterinnen und Sanitäter nachhaltig zu verbessern.
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Alexandra Tanda von Medi Trans Service GmbH
Ausbildung SIG
Niederösterreich, Bundesministerium für Inneres
Gruppeninspektor Markus Brandstetter ist als Landessanitätskoordinator und Verantwortlicher für die taktische Sanitätsausbildung der Schnellen Interventionsgruppen für die Schulung zahlreicher Polizistinnen und Polizisten
zuständig. Sein Ziel: Einsatzkräfte bestmöglich auf die Versorgung Schwerverletzter vorzubereiten. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur professionellen medizinischen Versorgung von Beamten und Zivilpersonen – noch bevor die Rettungskräfte eintreffen.
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Ralf Karlinger von Tasmanian Tiger
Erweiterte Selbst- und Kameradenhilfe
Österreichisches Bundesheer, Kärnten/Spittal an der Drau
Offiziersstellvertreter Christian Philippitsch macht sich die erweiterte Selbst- und Kameradenhilfe zur Aufgabe. Als diplomierter Krankenpfleger und Notfallsanitäter mit langjähriger Erfahrung im In- und Auslandseinsatz liegt ihm die professionelle Ausbildung seiner Kameradinnen und Kameraden besonders am Herzen. Die speziell auf den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten abgestimmte Erste-Hilfe-Ausbildung ist für Spezialeinheiten und alle Einsatzsoldaten unerlässlich, um im Notfall die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können.
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Stefanie Koller von Steinadler
Patrick Leberbauer, Daniel Gugler und Michael Placho
Ride & Rescue, Telenotarzt
Patrick Leberbauer, Daniel Gugler und Michael Placho haben die ‚ride&rescue‘ – ein Event aus Notfallmedizin, Spiel, Sport und Spaß – neu belebt und organisiert. Dieser internationale Wettbewerb fordert Teams heraus, einen Tag lang mit dem Fahrrad verschiedene Einsatzszenarien zu bewältigen. Dabei sind sowohl fachliches Know-how als auch körperliche Belastbarkeit gefragt. Zusätzlich sind die Preisträger intensiv am Telenotarztprojektsbeteiligt, das auf eine nachhaltige Verbesserung der Qualität des österreichischen Rettungswesens abzielt. Ihre engagierte Arbeit trägt damit entscheidend zur Verbesserung der Notfallversorgung in Österreich bei.
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Der Preis wurde übergeben von Oliver Kohle von Pax Bags