Herausragende Leistungen verdienen ein besonderes Ambiente. Der dritte Camillo Award wurde als Auszeichnung für außerordentlich verdiente Sanitäter:innen am 28.11.2022 im Palais Epstein in Wien verliehen. Unter dem Ehrenschutz von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zeichnete der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) und seine Kooperationspartner haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen aus unterschiedlichsten Einsatzbereichen aus, die sich besonders für die qualitative Weiterentwicklung im Rettungsdienst engagieren und durch ihren Einsatz und ihr Engagement besonders auszeichnen.
Wolfgang Sobotka hieß alle Gewinner:innen und Gäste in „Ihrem“ Haus, dem österreichischen Parlament, willkommen und bedankte sich für den Einsatz und das Engagement.
Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at und Initiator des Awards, zeigt sich begeistert über die Nominierungen von Sanitäter:innen und herausragenden Initiativen und Projekten, die jedes Jahr einlangen. Es unterstreicht, dass Sanitäter:innen wesentlicher Teil der Lösung für die Herausforderungen der Zukunft sind.
In einer Diskussionsrunde mit Helmut Trimmel (ÖGARI), Michael Girsa (Berufsrettung Wien), Silvia Rosoli (AK Wien), Michael Halmich (ÖGERN) und Claudia Schwarz (BVRD.at) ging es um unterschiedliche Aspekte der Qualität im Rettungswesen und der Notwendigkeit Weiterentwicklung, um den gestiegenen Anforderungen an diesen sensiblen Geusndheitsbereich gerecht zu werden. Dabei wurde die Perspektive der Notärzt:innen, die Bedeutung einer hochwertigen Ausbildung, die Notwendigkeit einer Eintragung in das Gesundheitsberuferegister, gesetzliche Rahmenbedingungen und Möglichkeiten, sowie die Rolle der Freiwilligkeit im Rettungsdienst der Zukunft besprochen. Einigkeit bestand darüber, dass der Zeitpunkt für eine Reform gekommen ist und dahingehende Bestrebungen von allen Seiten und Stakeholdern vorangetrieben werden müssen.
Vor der Vorstellung der Paten der Awards und der Auszeichnung der Gewinner gab Niklas Salm-Reifferscheidt einen Einblick in die Arbeit der Jury zur Auswahl der über 80 Einreichungen, die streng anonymisiert beurteilt und innig diskutiert wurden. Die 16-köpfige Jury, die aus je einem:r Entsandten der Kooperationspartner und Vertreter:innen anerkannter österreichischer Rettungsorganisationen bestand, machte sich dabei die Auswahl nicht leicht.
In ingesamt 7 Kategorien konnten in Summe 11 Awards an herausragende Sanitäter:innen aus ganz Österreich vergeben werden.
© Parlamentsdirektion / Thomas Topf: Die Gewinner:innen des Camillo Award 2022 mit den Paten und Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka
Die Verleihung der Camillo Awards eröffnete einmal mehr den Rahmen für einen bewegten und bewegenden Austausch über die vielfältigen Herausforderungen eines modernen, patientenorientierten Rettungswesens und brachte die Menschen zusammen, die in ihrem Wirkungsbereich als Sanitäter:innen wahrlich Großes bewegen.
Christof Chwojka
Notruf NÖ, Niederösterreich
Noch während seines Studiums der Wirtschaftsinformatik an der Universität Wien begann Christof Constantin Chwojka seine Tätigkeit beim Roten Kreuz in Korneuburg, die er später beruflich ausübte.
Er hat Notruftelefone beim Roten Kreuz eingeführt, die später er später als „Rufhilfe“ etabliert, landesweit erfolgreich ausgerollt und zur Marktführerschaft gebracht hat. Bei der Katastrophenhilfe hat er beim Hochwassereinsatz 2002 in Korneuburg das Logistikzentrum für monatelange Hilfstransporte etablierte.
Bis zur Jahrtausendwende war in Niederösterreich an rund 97 Stellen der Notruf 144 aufgeschalten, zusätzlich gab es in manchen Regionen weitere Rufnummern, wo der Rettungsdienst angefordert werden konnte. In manchen Gegenden gab es Wettbewerb am Weg zum Notfallort. Bei Einsätzen, die mehrere Organisationen und Stützpunkte betrafen, gab es regelmäßig Schwierigkeiten bei Alarmierung, Abstimmung vor Ort und Verteilung der Patienten. Diese Umstände führten dazu, dass auch von politischer Seite eine bessere Koordination gefordert wurde. Im März 2003 gründete Christof Chwojka „Lebig“, den Vorläufer seiner heutigen Arbeitsstätte „Notruf NÖ“ mit. Seit nunmehr fast 20 Jahren engagiert er sich in vielen Projekten weltweit für den Aufbau zeitgemäßer Strukturen, moderner Technologien und mehr Effizienz im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Gesundheitsvorsorge, insbesondere im Bereich Leitstelle bzw. „Command & Controlcenter“.
Im Jahr 2003 absolvierte er seinen ersten AMPDS-Kurs, mittlerweile ist er zertifizierter EMD-Q, EFD-Q und EPD und war einer der ersten Europäer, der in allen drei Notrufdisziplinen (Medic, Fire, Police) zertifiziert wurde. Seit 2009 ist Notruf NÖ ununterbrochen „Center of Excellence“, aktuell eines von nur vier weltweit kombiniert in den Disziplinen EMD & ECNS. 2008 absolvierte er die erste in Wien abgehaltene PHTLS-Provider-Ausbildung und fördert seitdem die Verbreitung dieses und ähnlicher Ausbildungsformate nach Kräften.
Wesentliche Projekte von Notruf NÖ unter seiner Führung sind sicher die Einführung der digitalen Alarmierung sowohl im Pagernetz, als auch via ESAPP, wie überhaupt die Digitalisierung im Rettungsdienst vom Anruf bis zur Übergabe im Klinikum. Bahnbrechend sind die Einführung der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 im Jahr 2017. Notruf NÖ arbeitet an der Etablierung des kombinierbaren Pflege- und Sanitäterstudiums an der FH St. Pölten mit und startete das Pilotprojekt Acute Community Nurses im Bezirk Bruck an der Leitha. Für die breite Bevölkerung in Österreich war auch die Etablierung des Österreichischen Definetzwerkes wesentlich. Besonders zu erwähnen ist sein Mitwirken bei den Verhandlungen von bilateralen Abkommen mit Nachbarstaate.
Im Zuge der Pandemie organisierte er die logistische und technische Abwicklung von mehr als 11 Millionen Antigen-Schnelltests und fast 7 Millionen Selbsttestungen. Im Dezember 2020 wurde er von der Landesregierung zum Impfkoordinator des Bundeslandes Niederösterreich bestellt.
Costa ist nach wie vor aktiver Notfallsanitäter und auch Feuerwehrkommandant in seinem Heimatort.
Fotocredits: © Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Gerald Wiesinger und Team
Projekt: „LinzInt“
Rotes Kreuz Linz, Oberösterreich
Das Team des „LinzInt“ rund um Gerald Wiesinger hat mit dem Intensivtransportwagen ein System geschaffen, mit dem komplexe Intensivüberstellungen kompetent und qualitativ hochwertig durchgeführt werden. Eigeninitiativ wurde das Konzept erarbeitet, ein verlässliches Netzwerk geschaffen und eine DIVI-Ausbildung etabliert. Patientinnen und Patienten mit besonders hohen medizinischen Anforderungen wird damit eine optimierte Form der Überstellung ermöglicht.
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Elija Jenny
Projekt: Afrika
Samariterbund Feldkirch, Vorarlberg
Elija Jenny sticht durch sein enormes Engagement auf vielfältige Art und Weise hervor: Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Notfallsanitäter ist er etwa Jugendreferent, Koordinator einer First Responder Gruppe und im Schulungsteam aktiv. Besonders beeindruckend ist sein Engagement für ein Krankenhaus in Ghana: Bereits zweimal hat er auf eigene Initiative dort mitgearbeitet, organisiert regelmäßig den Transport medizinischer Artikel und schult vor Ort in Afrika medizinisches Personal und Laien in Basic und Advanced Life Support.
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Michael Feller
Projekt: Dayshift / Nightshift
Samariterbund Linz, Oberösterreich
Mit dem Ausbildungskonzept der „Dayshift“ bzw. „Nightshift“ hebt Michael Feller die Weiterbildung im Training praktischer Fallbeispiele auf ein völlig neues Niveau. In einem 8-12 Stunden Dienst werden mitunter sehr fordernde Szenarien nahezu realistisch und detailreich simuliert. Auch die Leitstellen und andere Einsatzorganisationen sind eingebunden. Patientinnen und Patienten profitieren in der Versorgungsqualität maßgeblich von einem solchen Training. Das zeigte erst jüngst ein echter Einsatz in unwegsamem Gelände, der kurz vorher so im Training simuliert wurde.
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Manuel Pfeilstecher
Projekt: Hands-On Challenge CPR
FH Joanneum Graz, Rotes Kreuz Kalsdorf, Steiermark
Manuel Pfeilstecher ist seit vielen Jahren leidenschaftlicher Ausbildner. Als Hochschullektor an der Fachhochschule Joanneum trainiert er unter anderem mit den Studierenden Wiederbelebungsmaßnahmen. Dabei setzt er high fidelity Simulatoren ein und konnte zeigen, dass jede und jeder bei entsprechendem Training rasch und einfach hochgradig effektive Herzdruckmassagen erlernen kann. Das daraus entstandene Ausbildungskonzept der „Hands-On-Challenge“ mit selbstbestimmten Lerneinheiten steigert nicht nur die Motivation von Rettungsdienstmitarbeitern und Laien, sondern rettet Leben.
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Matthias Stark
Projekt: HERZsicher
Rotes Kreuz Innsbruck, Tirol
Mit der Idee, Innsbruck zur herzsichersten Stadt im Alpenraum zu machen, hat Matthias Stark eine ganze Region in Bewegung gesetzt. Als Projektleiter von „Herzsicher“ hat er nicht nur einen überwältigenden Aktionstag umgesetzt und Bewusstsein geschaffen, sondern setzt Schritt für Schritt die flächendeckende Verfügbarkeit von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren samt Notfalltrainings um. Dieser wertvolle und nachhaltige Beitrag setzt die Rettungskette in Gang und verbessert die Zusammenarbeit mit nachrückenden Rettungskräften. Das verbessert nicht nur die Überlebenschancen der Betroffenen, sondern fördert auch die Hilfsbereitschaft bei medizinischen Notfällen.
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Christian Legler und Team
Projekt: Akutversorgungsnachweis AVN
Notruf Niederösterreich, Niederösterreich
Das Team rund um Christian Legler bei Notruf Niederösterreich hat den Akutversorgungsnachweis entwickelt und umgesetzt. Das System schlägt dem Rettungsdienst nach der Eingabe bestimmter Informationen in Echtzeit die nächstgelegene geeignete und aufnahmebereite Zielklinik vor. Je nach Dringlichkeitsstufe wird die Zielklinik automatisch informiert und erhält alle patientenbezogenen Daten. Das AVN-Team hat innerhalb weniger Monate ein System zur optimalen Versorgung und Verteilung von Notfallpatientinnen und -patienten auf die Beine gestellt. Die flächendeckende prä- und innerklinischen Umsetzung ist ein Meilenstein in der Versorgungslandschaft in Niederösterreich und zeigt bereits enorme Wirkung.
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Harald Müllebner und Thomas Abel
Projekt: Medic Team in Chisinau/Moldau
Bundesministerium für Inneres
Harald Müllebner und Thomas Abel zeichneten sich durch ihren spontanen, flexiblen und äußerst professionellen Einsatz zugunsten Vertriebener aus der Ukraine besonders aus. Sie meldeten sich unverzüglich, als ein Medic Team in Chisinau, Moldau gesucht wurde, um von der UNHCR ausgewählte vulnerable Personen zu untersuchen und für einen Flug nach Österreich vorzubereiten. Dabei bauten sie nicht nur vor Ort in Pionierarbeit geeignete Strukturen auf, sondern sorgten mit größter Umsicht und viel Feingefühl für eine professionelle Durchführung des Einsatzes; so erfolgreich, dass er von drei auf acht Tage verlängert wurde.
Martin Erbida und Harald Aichberger
Projekt: Virtual Reality in der Ausbildung
Österreichisches Bundesheer
Vizeleutnant Martin Erbida und Wachtmeister Harald Aichberger haben sich in der Einführung von Virtual Reality Trainingsmöglichkeiten für Sanitäterpersonal im Österreichischen Bundesheer verdient gemacht. Gemeinsam mit der Entwicklerfirma und der Universität Wien erarbeiteten sie eine völlig neue Art der Ausbildung in der Sanitätshilfe, die derzeit einzigartig in Österreich ist. Mit enormer Motivation und Innovationsgeist eröffnen sie damit neue Wege in der Aus- und Weiterbildung.
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Andreas Maurer und Team
Projekt: PAR-AVISO
Leitstelle Tirol, Tirol
Eine interprofessionelle Projektgruppe rund um den Qualitätsmanagement-Beuaftragten der Leitstelle Tirol Andreas Maurer hat das Kommunikationsschema PAR-AVISO entwickelt und erfolgreich im gesamten Bundesland Tirol ausgerollt. Dabei handelt es sich um eine sichere und vollständige Voranmeldung und Übergabe kritisch erkrankter oder verletzter Personen an Schockraumteams. Informationsverluste an der Nahtstelle Notaufnahme und Missverständnisse werden dadurch vermieden und die Patient:innensicherheit erhöht.
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Martin Müller
Projekt: Organtransport
Johanniter Wien, Wien
Als Leiter des 30-köpfigen Organdienstes der Johanniter Wien-Niederösterreich trägt Martin Müller dafür Sorge, dass in Kooperation mit dem Transplantationszentrum des AKH Wien rund um die Uhr Organe und Entnahme-Teams sicher und rasch transportiert werden. Er achtet besonders auf strenge Qualitätsrichtlinien und sorgsames Arbeiten – von Fahrsicherheitstrainings und Schulungen bis hin zu verpflichtenden Mindeststunden für Lenkerinnen und Lenker von Organtransportwagen. Mit rund 1000 Einsätze pro Jahr leistet das Team auch über die Grenzen Österreichs hinaus einen beeindruckenden Beitrag zu unserem Gesundheitssystem.
Fotocredits: © Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Wien (PK) – Zum dritten Mal wurde gestern Abend der Camillo Award für besondere Verdienste um die präklinische Notfallversorgung verliehen. Das Parlament und der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) setzen damit ein Zeichen der Anerkennung für herausragende Leistungen und Projekte von Sanitäter:innen in Österreich.
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sprach von einem „unglaublichem Engagement“, welches in den Rettungsorganisationen und weit darüber hinaus in die Gesellschaft wirke. Daher sei es wichtig, die Menschen dahinter vor den Vorhang zu bitten und mit dem Camillo Award ein Bewusstsein für den hohen Wert der Arbeit im präklinischen Bereich zu schaffen. Die Tätigkeit als Sanitäter:innen bringe nicht nur der Gesellschaft einen Mehrwert, so Sobotka, sondern auch den Saitäter:innen selbst und trage wesentlich zur Weiterentwicklung auf beiden Ebenen bei. Österreich habe sich auf diesem Gebiet auch dank der Anwesenden Sanitäter:innen einen Namen gemacht.
Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at und Initiator des Camillo Awards, strich bei der Verleihung die Bedeutung der Qualitätsentwicklung im präklinischen Bereich heraus. Alles was darin investiert werde – bei der Ausbildung angefangen – komme schlussendlich den Patient:innen zugute. Über 80 Nominierungen in diesem Jahr würden demonstrieren, wie viel Initiative es auf diesem Gebiet gebe.
Diskussion über Herausforderungen und Perspektiven im Rettungswesen
Vor der Preisverleihung fand eine Diskussionsrunde über die künftigen Herausforderungen des Rettungswesens und mögliche Perspektiven zur Weiterentwicklung statt. Helmut Trimmel, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) berichtete von den Entwicklungsschritten, die das Rettungswesen in den letzten Jahrzenten vollzogen hat und der wichtigen Rolle der Sanitäter:innen als Partner:innen der Notärztinnen und Notärzte. Nach Verbesserungsvorschlägen gefragt, sprach Trimmel das Sanitätergesetz an, das aus seiner Sicht reformbedürftig sei – insbesondere was die Ausbildung betreffe. Zudem sah er einen Indikationskatalog für Einätze von Notärzt:innen und eine Verbesserung der Datenlage zum präklinischen Bereich als notwendig.
Der Leiter der Rettungsakademie der Berufsrettung Wien, Michael Girsa, bestätigte den Reformbedarf beim Sanitätsgesetz und sprach sich ebenfalls für eine Professionalisierung bei der Sanitäter:innenausbildung aus. Diese müsse ausgedehnt werden und auch Bereiche wie Soft Skills, Burnout-Prävention und Team-Kommunikation umfassen.
Das über 20 Jahre alte Sanitätergesetz bemängelte auch Silvia Rosoli, Leiterin für Gesundheitsberuferecht und Pflegepolitik der Arbeiterkammer Wien. Dieses solle aus ihrer Sicht künftig die Eintragung von Sanitäter:innen in das Gesundheitsberuferegister beinhalten, um einerseits einen Überblick insbesondere hinsichtlich der Ausbildung und damit der Qualitätssicherung zu erhalten und andererseits ein Zeichen der Wertschätzung zu setzen.
Michael Halmich, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Ethik und Recht in der Notfall- und Katastrophenmedizin (ÖGERN), gab zu bedenken, dass Gesetze immer nur so gut seien, wie sie von den Rettungsorganisationen umgesetzt werden. Das Sanitätergesetz sei ein Bundesgesetz, wobei die Bundesländer in ihren jeweiligen Organisationsgesetzen die spezifischen Regelungen für die Rettungsorganisationen enthielten. Daher plädierte Halmich für einheitliche Qualitätsstandards und ein positives Ausreizen des bereits gegebenen rechtlichen Rahmens.
Claudia Schwarz, Schriftführerin des BVRD.at sowie Mitherausgeberin der Fachzeitschrift „Elsevier Emergency“, unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit einer Verbesserung der Sanitäter:innenausbildung, was sich die Betroffenen auch selbst wünschen würden. Angesichts anstehender Entwicklungen wie dem demographischen Wandel bedürfe es jedoch vieler weiterer Reformen. Konkret sprach sie sich für eine Stärkung der Forschung im Bereich des Rettungswesens aus.
Die Preisträger:innen
Ausgezeichnet wurden zehn Sanitäter:innen in unterschiedlichen Kategorien aus insgesamt 81 anonymisierten Einreichungen. Über die Preisträger:innen entschied eine 16-köpfige Jury, die von je einem Entsandten der Kooperationspartner sowie Vertreter:innen anerkannter österreichischer Rettungsorganisationen besetzt war.
So wurden für ihre herausragenden Leistungen Gerald Wiesinger vom Roten Kreuz Linz und Elija Jenny vom Samariterbund Feldkirch geehrt. Wiesinger und sein Team vom Projekt „LinzInt“ schufen ein System, um komplexe Intensivüberstellungen kompetent und qualitativ hochwertig durchzuführen. Jenny engagiert sich mit dem Transport medizinischer Artikel sowie Schulungen vor Ort für ein Krankenhaus in Ghana.
Michael Feller vom Samariterbund Linz simuliert in seinem Projekt „Dayshift/Nightshift“ detailgerecht mitunter sehr fordernde Einsatz-Szenarien und Manuel Pfeilscher vom Roten Kreiz Kalsdorf bzw. der FH Joanneum Graz setzt im Rahmen des Ausbildungskonzeptes „Hands-On-Challenge“ High-Fidelity-Simulatoren zum Training von Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Beide erhielten den Preis in der Kategorie „Ausbildungskonzept“.
Für besondere Leistungen um „Innovation/Nachhaltigkeit“ wurde einerseits Matthias Stark vom Roten Kreuz Innsbruck für sein Projekt „HERZsicher“ ausgezeichnet. Damit initiierte er einen Aktionstag zur Bewusstseinsbildung in Innsbruck und setzt Schritt für Schritt die flächendeckende Verfügbarkeit von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren samt Notfalltrainings um. Andererseits ehrte die Jury Christian Legler und sein Team vom Notruf Österreich für die Entwicklung des Akutversorgungsnachweises (AVN), wodurch dem Rettungsdienst nach Eingabe bestimmter Informationen in Echtzeit die nächstgelegene geeignete Zielklinik vorgeschlagen wird und diese automatisch alle patientenbezogenen Daten erhält.
Harald Müllebner und Thomas Abel erhielten den Camillo Award in der Kategorie „Polizei“ für ihren Einsatz zugunsten Vertriebener aus der Ukraine. Im Rahmen eines Medic Teams bauten sie in Chisinau (Moldau) geeignete Strukturen auf, um von der UNHCR ausgewählte vulnerable Personen zu untersuchen und für einen Flug nach Österreich vorzubereiten.
In der Kategorie Bundesheer waren die Preisträger Martin Erbida und Harald Aichberger, die sich mit der Einführung von Virtual-Reality-Trainingsmöglichkeiten für Sanitäterpersonal im Bundesheer verdient gemacht haben.
Die interprofessionelle Projektgruppe rund um den Qualitätsmanagement-Beauftragten der Leitstelle Tirol Andreas Maurer entwickelten das Kommunikationsschema „PAR-AVISO“ und setzten es erfolgreich im gesamten Bundesland Tirol um. Dabei handelt es sich um eine sichere und vollständige Voranmeldung und Übergabe kritisch erkrankter bzw. verletzter Personen an Schockraumteams, durch die Informationsverluste und Missverständnisse vermieden werden.
Der Sonderpreis wurde dem Leiter des 30-köpfigen Organdienstes der Johanniter Wien-Niederösterreich Martin Müller verliehen. Unter strengen Qualitätsrichtlinien trägt er dafür Sorge, dass in Kooperation mit dem Transplantationszentrum des AKH Wien rund um die Uhr Organe und Entnahme-Teams sicher und rasch transportiert werden.
Christof Chwojka für sein Lebenswerk ausgezeichnet
Für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde Christof Chwojka, der bereits während seines Studiums seine Tätigkeit beim Roten Kreuz Korneuburg begann. Dort führte er die Notruftelefone ein, die sich später als „Rufhilfe“ landesweit erfolgreich etablierten und beim Hochwassereinsatz 2002 in Korneuburg installierte er das Logistikzentrum für monatelange Hilfstransporte. Um Schwierigkeiten bei der Alarmierung, Abstimmung vor Ort und Verteilung der Patient:innen zu vermeiden, gründete Chwojka 2003 „Lebig“, den Vorläufer seiner heutigen Arbeitsstätte „Notruf NÖ“ mit. Unter seiner Führung wurde dort die Digitalisierung des Rettungsdienstes vom Anruf bis zur Übergabe vorangetrieben, 2017 die telefonische Gesundheitsberatung 1450 eingeführt, an der Etablierung des kombinierten Pflege- und Sanitäterstudiums an der FH St. Pölten gearbeitet und das Pilotprojekt Acute Community Nurses im Bezirk Bruck an der Leitha gestartet. Wesentlich war auch der Ausbau des österreichweiten Definetzwerkes sowie seine Tätigkeit als Impfkoordinator von Niederösterreich im Zuge der COVID-19-Pandemie.
Seit nunmehr 20 Jahren engagiert sich Christof Chwojka weltweit für den Aufbau zeitgemäßer Strukturen im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Gesundheitsversorgung, insbesondere im Bereich der Leitstelle, und wirkte bei Verhandlungen von bilateralen Abkommen mit Nachbarstaaten mit. (Schluss) wit
HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.