Think Tank in Innsbruck

Gemeinsam mit dem Roten Kreuz Innsbruck konnten wir rund 50 Mitglieder und Interessierte begrüßen und uns zu drei Themenbereichen weiterbilden und austauschen: die Eckpunkte unseres Positionspapiers, die Chancen und Herausforderungen von Field Supervisoren und die Taktische Alpinmedizin.

Nach der Begrüßung durch Alexandra Tanda, Geschäftsführerin des Roten Kreuzes Innsbruck, gaben Claudia Schwarz, Clemens Kaltenberger und Florian Zahorka einen Einblick in das Tätigkeitsspektrum des BVRD.at und wesentliche Inhalte unseres Positionspapiers. Mit der Kernaussage, dass Qualität im Rettungsdienst kein Zufallsprodukt sein darf, wurden Forderungen nach einer besseren Ausbildung für Sanitäter:innen, mehr Forschung und einheitliche Standards in der Versorgung und Ausstattung rege diskutiert.

Christoph Macho stellte das Field Supervisor System aus Linz vor, das mit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie im Zusammenhang mit der Abklärung von Verdachtsfällen und der Unterstützung von Teams vor Ort basierend auf bereits länger bestehenden Konzepten sehr kurzfristig ins Leben gerufen werden konnte. Nach einem mehrstufigen Ausbildungskonzept vom Assessment über Team Ressource Management, supervidierte Dienste, Feedback und Debriefinggespräche, Qualitäts- und Risikomanagement und Single Responder Training, eröffnete sich für die eingesetzten Field Supervisoren ein breites Tätigkeitsspektrum. Von der Abklärung von COVID-19 Verdachtsfällen über die Unterstützung von Kolleg:innen vor Ort bei hochpriorisierten Einsätzen (CPR, schweres Trauma, Kindernotfälle, etc.), die Alarmierung bei Einsätzen ohne Notfallsanitäter:in, bei Nicht-Verfügbarkeit eines Notarztes, für das Qualitätsmanagement oder als First Responder waren Field Supervisoren knapp zwei Jahre lang in Linz unterwegs. Dabei hat sich das Potenzial in Sachen Qualitätssicherung, Wissenstransfer, Sicherheit für neue Mitarbeiter:innen und Patient:innen klar herauskristallisiert. Das System wurde bei der Kolleg:innenschaft ausgezeichnet aufgenommen, Herausforderungen für die Zukunft liegen nicht zuletzt in der Finanzierung und Mitarbeiterentwicklung.

Wie viel die Taktische Medizin und die Alpinmedizin verbindet, schilderte im dritten Vortrag in mitreißender Art und Weise der Innsbrucker Bergretter Valentin Schiessendoppler. In beiden Bereichen wird in unmittelbaren Gefahrensituationen agiert, das eingesetzte Material muss leicht und einfach anwendbar sein, die Versorgung durch Ärzte kann vielfach erst verzögert erfolgen. So hat sich durch den fachlichen Einsatz der Tiroler Bergrettung die taktische Alpinmedizin in den letzten Jahren etabliert und setzt mit einem gänzlich neuen Ausbildungskonzept und Beiträgen zur Forschung neue Maßstäbe. Dies lässt sich am Beispiel der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten einer herkömmlichen Rettungsdecke eindrucksvoll darlegen. Etwa konnte gezeigt werden, dass sie einen ausgezeichneten UV-Schutz bietet und dank ihrer Durchlässigkeit als Sonnenbrillen-Ersatz am Berg verwendet werden kann, oder dass sie der Länge nach zusammengeknotet bis zu 250 Kilogramm Zugkraft aushält, oder dass Personen bei vollständiger Verhüllung für thermische Kameras nicht mehr sichtbar sind, und dass eine Rettungsdecke angefeuchtet im Tierversuch sogar als provisorisches Chest Seal funktionieren kann. Die taktische Alpinmedizin setzt seit 2015 mit Taktik, Material und Wissenschaft laufend neue Maßstäbe, wie mit einem Minimum ein Maximum herausgeholt werden kann.

v.l.n.r.: Christoph Macho, Florian Zahorka, Valentin Schiessendoppler, Clemens Kaltenberger, Alexandra Tanda, Matthias Stark, Claudia Schwarz